Dienstag, 29. Dezember 2009

Wolf

Wolf. Ein 2006er. Cabernet Sauvignon & Merlot. Trocken. So und nicht anders steht's auf der Flasche. Eine Gutsabfüllung. Vom Weingut Wolf. Und hier schließt sich der Kreis wieder.

Am Anfang war die Skepsis. Ein Wein? Aus dem Land der Biertrinker, Politkabarettisten und FDP-Wähler? Rheinland-Pfalz? War das nicht da, wo die so komisch sprechen, geknickt rumlaufen und kein Fußball spielen können?
Nach dem operativen Entfernen des Gummikorkens schlägt aber die geographische Nähe zum Frankenlande durch. In principia ein wenig säuerlich, fast perlig, man hat den Eindruck, er müsse die bösen Geister seiner Herkunft vertreiben und erst mal ankommen in der 101. Läßt man ihn mit O2 reagieren entsteht Süße und legt er sich wie Samt über die Zunge. Der Wolf - er reißt die Lämmchen. Nicht der Wein des Lebens. Aber des Tages. Man geht einen weiten Weg gemeinsam. Von Barbarella über Kurosawa und Miami Vice bis zum Vorhautriß. You'll never walk alone.


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Mittwoch, 16. Dezember 2009

Vin de Pays, Portes de Mediterranee

2008, Frankreich.
Die Information "halbtrocken" am unteren Rand des Etiketts ein Stil-Schnitzer und ausserdem verfehlt. Eher lieblich wie die übereifrige Lolita, die einem an der Schulter hochschnellt wie die Katze den Baum.
So mag sich jedes Kind den Geschmack des überschwappenden Trunkes in den fidel hüpfenden Fässern der Römer vorgestellt haben, trank man sich daraus in alten Asterix Filmen eine rote Nase an.

Freitag, 11. Dezember 2009

Diane de Belgrave

Diane de Belgrave. Haut - Médoc. Vignobles Dourthe.2005

Hören wir zuerst, was die Flasche selbst zu sagen hat: Diane - hunting goddess. Fruchtig und geschmeidig mit vornehmen Tanninen. Delicate woody note.
Bereits der goldene Kragen um den Flaschenhals verheißungsvoll. Läßt sich schwer entfernen, als wolle er sagen: Ich gehöre hier rauf.
Läuft edel aus der Flasche, füllt das Glas mit dezenter Zurückhaltung, kein Blubbern & Ausfluß praecox.
Riecht hölzern. Was nichts Schlechtes heißen muss, schließlich lebt Rumpel ja sein Leben lang in der Tonne.
Im Geschmack dann etwas zu spitz, es mangelt an Tiefe. Man will zwar in den Zeiten der Glückseligkeit weder zu hart ins Gericht gehen noch überhaupt zu Gerichte ziehen.
Allerdings will er nicht so recht warm werden. Vielleicht sitzt der Schock, zu später Stunde vergebens vor's MZ verschleppt worden zu sein, zu tief. Verliert das Synchronschwimmen gegen den spanischen Ziegenkäse.
Aber schluckweise bekömmlich. Man will ein gutes Haar an ihm lassen und findet once again das der Untermieterin. Auf einer Waage würde er wippen.
Ersetzt das Einschlaflied und neutralisiert Kaffe und Cola. Verdunkelt den Urin.

Übrigens sind die Gangster bei Miami Vice immer durch Modesünden gekennzeichnet.

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Montag, 7. Dezember 2009

Chateau de Cahinchon

Chateau de Cahinchon. Côtes de castillon. 2006.
Korken: feste Konsistenz, wollte schnell raus, dezent im Geruch
Geruch: Skepsis. Wo kommt die Süße her? Wenn Weine süß sind wird der Connoceur hellhörig, dünnhäutig und farbenblind.
Optik beim Eingießen: Der erste Schwall zu hell.
Der erste Tropfen vom Finger macht nicht süchtig.

Geschmack: Dünn. Süß, lieblich. Der Nachgeschmack zieht durch die Nase. Wenn man ihn über die Zunge streicht hechelt er hinterher. Ein hochgepitchtes Sample.

Fazit: Ein Wein für Seiltänzer

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Merlot Grand Sud

Vin de Pays d´Oc, 2008.
In der massenkompatiblen 1Liter Flasche erscheint der Merlot als eine Art VW unter den Weinen. Weiß man, dass der Tropfen einen erheblichen Teil seiner Popularität der Tatsache verdankt, dass er innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit zur Reife gebracht wird, verstärkt sich der Eindruck. Der Gedanke an das lange zur Metapher avancierte Fließband drängt sich auf. Unbescheiden tituliert ihn das Etikett als "Rebsorte par excellence" ("star grape"), von der Bekömmlichkeit her wäre er "anschmiegsam und mundig". Lässt man ihn dann allerdings fallen und horcht genauer hin, schmeckt man die Spur von Widerspenstigkeit, die sich nicht mit dem Urteil "säuerlich" bescheiden will, sondern auf Charakter insistiert.
Beim warmen Früstückwird ist auch die 7köpfige Familie zufriedengestellt und bekommt den Hals voll.

Freitag, 4. Dezember 2009

Povardarski

Nomen est Omen. Das Geschenk einer Couchsurferin für 4 Nächte in der 101. 1,29 € aus dem Aldi. Es gibt Weine, die muss man nicht schmecken um sie zu beurteilen. Es gibt Weine, die muss man nicht mal öffnen um sie zu beurteilen. Es gibt Weine, deren Existenz genauso beschämend wie überflüssig in der Beurteilung ist.
Dass es ebenso unnötig wäre, den Jahrgang auf dem Etikett anzugeben haben scheinbar auch die Hersteller verstanden und dafür mit ein paar Stilblüten gewürzt. "Rotwein mit geographischer Herkunft."
Immerhin wurde dem Slalomfahren der Diplomatie bereits bei der Entgegennahme des Geschenks ein abruptes Ende gesetzt mit dem Hinweis, dass die Flasche beim Anzünden des nächsten Lagerfeuers zum Einsatz kommen dürfte.


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