Montag, 20. September 2010

Clos de Torribas

Man darf sich vom Namen nicht hinters Bidet führen lassen.
Crianza 2006 aus dem Hause Pinord. Tempranillo. Und ein klein wenig Cabernet Sauvignon.
Wird als Analgetikum auf die 1:2-Auswärtsniederlage gereicht und mit dem Prädikat Geburtstagswein versehen.
Ein bisschen stichig, nicht umwerfend, aber auch nicht aufbauend. Ein Etikett, das man nicht überkleben muss wenn die Flasche im Regal steht.
Wird der letzten noch wachen Couchsurferin angeboten. Aber die ißt lieber Haferflocken mit warmen Wasser.


Samstag, 18. September 2010

Pinotage/Südafrika"2010

Ein Griff in die Bonbontüte, ein Weinsaft mit herbem Einschlag, etwas, das einem beim Marathon gereicht wird.
Südafrika, sonst auf der "Weinlandkarte" ein hübscher Fleck, verzapft hiermit einen groben Unfug.

("beste Trinkqualität bis Ende 07/2011") - Eine Eintagsfliege also.

Masia Dibon, Tempranillo 2001, Crianza, Region Penedès

Ein hochdekorierter Tropfen, vom "Wine Spectator" (nicht zu verwechseln mit dem "Hollywood Reporter") mit 87 von 100 Punkten bewertet; was denn auch stolz vom Halsschmuck in die Welt getragen wird.
Die Notiz sagt: "ja, man möchte seine Frau necken, die Kinder in die Konfiserie und den Hund in den Garten schicken." - Sagt außerdem was von "Halskrause" und "hält die Frucht zurück".
Kurzum: das Urteil ist für die Katz, oder den Hund.
Auch das muss es geben.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Festigia

Merlot. Von 2008. Im kroatischen Supermarkt erworben, im verregneten Hamburg vergoren.
Vollmundig. Breit im Geschmack. Eine fruchtige Süße. Passt sich dem sehr interessanten Menü auf dem table an. Versprüht einen Hauch von kroatischen Gastgeberinnen.
Sehnsucht. Sonne. Salamibrötchen. Er bleibt undurchsichtig. Läßt höchstens Röntgenstrahlen durch.
Vom Weibe abgelehnt. Vom Mann mit ins Kloster genommen.

Krauthaker

Von 2006. Pinot crni. Aus Kutjewo.
Erst im Schaufenster ins Auge gestochen, dann im Keller eines Lebensmittelladens in Zagreb an Land gezogen.
Man greift einige Mal reflektorisch zum Glas, als die kroatische Gastgeberin über Feminismus und Unterdrückung referiert. Mal wohlwollend zuprostend, mal widerwillig abweisend.
Ob jetzt 100 Kuna wert, dürfte auch vom momentanen Wechselkurs abhängen.


Villa Antinori

Ein weiteres Gastgeschenk. Cabernet-Sauvignon, Merlot, Syrah. Aus der Toskana, von 2006.
Der Geruch allerbest. Man läßt ihn Gegenwart dreier junger Couchhüpfer im fernen Zagreb zu Knie. Nebenbei wird der Tee kalt und das Croissant hart. Nur Tränen wiegen schwerer. But I'm still not finished. Man hat die Flasche schließlich nicht umsonst die Berge hoch- und runtergeschleppt. Fruchtig, aber nicht zu aufdringlich. Fest, deutlich, ein wenig unnachgiebig, man hat bereits deutlich Schlechteres getrunken.
Wird allerdings nicht um jeden Preis geleert, steht noch zwei Tage verloren in der Küche rum, verirrt sich zwischen Kühlschrank, Eßtisch und Küchenschrank.

Ostoros

Cabernet Sauvignon. Scheint aus einem Kirschglas gelaufen zu sein. Knallrot. Entspricht dem HTML-Code #800000.
Man versprach einst in der Budapester Junggesellinnenküche nichts Schlechtes über diesen Wein zu schreiben.



Heredores de Marqués de Riscal

Reserva 2004. 90% Tempranillo, 10% Graciano y Mazuelo.
Das Gastgeschenk für eine Gastgeberin im südöstlichen Teil Europas. Ein guter Reisebegleiter. Man wendet sich ihm immer wieder gern zu, wenn die Tischgespräche an das durchgelegene Ende einer Hängematte erinnern. Knapp im Abgang, was ihm und mir gut zu Gesichte steht. Könnte man ewig in die Kehle laufen lassen solange J-Rawls beatz den Vorhang bilden. Man hat das Gefühl, er wird in einem Stück hinuntergespült und löst sich nicht beim Trinken in Ungemach auf.
Empfehlenswert.



Gere

Aus Villány/Ungarn. Cabernet-Sauvignon. Von 2007.
Zu Rucola-Salat und Aru noodles. Streicht etwas leicht über die Zunge, unterm Strich besser als erwartet. Man läßt nicht zu viele Worte in weiblichen Schlafzimmern.

Freitag, 7. Mai 2010

Fontanilles Domaine des 2 Anes

Riecht wahrhaftig nach Esel. Schmeckt auch so. Muss man jetzt der Form halber noch mehr über dieses Elend verlieren?

Cabernet Merlot Enate

Brennt wie Weihwasser auf der Rückenflosse. Nichts für zarte Gaumen.
Man erwartet seherisch, dass sich die Eingangstür ins Schloß fällt und der Laden zum Titty Twister mutiert.
Immerhin animiert er die Lebensgeister und läßt das wiehernde Geschmeiß in der Umgebung wahrnehmen.

Down to earth red villiera South Africa

Wandert beinahe ungekostet in den Spuckkübel. Kopfüber kann man sowas vielleicht trinken, aber nur aus Stiefeln.

Falcone la prendina

In der Tat ein guter Wein. Endlich mal. Ein flotter Hirsch an der Tränke. Sorte Cabernet-Sauvignon. Von 2005. Reifte 14 Monate in neuen Barriques. Hält dem Kerzenlicht stand. Und dann noch irgendso'n Gelee dazu. Magnifique.

Chianti classico le cincioloe Toskana

Sangiovese. Von 2006. Laut Begleitheft violette Reflexe und kirschige Töne. Niemand soll auf Grund seiner Synästhesien beleidigt werden.
Mit 20 € im Vergleich zum gängigen Arbeitslohn überbewertet, im Vergleich zum Preis für die Union-Berlin-Doku vom Vortag unterbewertet. Ein Wein mit Handbremse. Man sieht eine Taverne voll prügelnder Römer vor sich.
Sollte Pippi Langstrumpf sich die Socken waschen kommt dieser Wein zum Einsatz. Ansonsten nicht.

Metiusco Rosso Palama Apulien

Dezent, fruchtig, süß, whatever. Worte, die man in solcher Umgebung findet wie Bierdeckel in Brandenburg.
Hilft aber auch nicht als Zaubertrank gegen dicke deutsche Hintern.
Mit 11,75 € leicht überbezahlt. In Zeiten der Wirtschaftskrise.

Sessananni Primitivo

Unglaublich wieviel Eindruck man auf seine Mitmenschen mit einem Stift und einem Notizbuch macht. Ein Aderlaß. Hat Geschmack. Leider ziemlich beschissenen. Deftig, derbe. Ein echter Primitivling. Schmeckt auch nicht besser wenn man Fleisch in ihm einlegt.
Zwischenbilanz nach dem ersten Ciabattabrötchen: Er steigert sich, als wolle er sagen: "Besteige mich!"

Macht auch in der Luftröhre eine gute Figur. Zu Recht der Fleck auf der Hose.
Zwei verschiedene Halbzeiten.


Dienstag, 20. April 2010

San Modello, Soave, Italien, 2008/ Canti, Pinot Grigio, Veneto, 08

Schlägt zunächst hart auf der Zunge auf, um einen Augenblick später ins Unscheinbare abzudriften.
Redet flüssig Wasser.

Für die Schwangerschaft geeignet.


siehe oben.

Chateau Reynier, Bordeaux supérieur, 2006 (Medaille D´Argent)

Ein wie oft schon verfluchter Graus.

Physiognomisch genommen hässlich, ja direkt entstellt. Geht so etwas als raffinement durch, kann es sich nur um einen Scherz der Götter handeln.
Mit der nötigen Freigebigkeit neutralisiert sich dann selbst dieser hohle, säuerlich-herbe Brocken und bettet sich in die Mundhöhle ein.
- Nur sollter er sein Lager dort im Grunde gar nicht erst aufschlagen!

Spätburgunder, Nahe, 2008

Kann man nicht ernst nehmen, sagt die Notiz; lebt der Travestie lose verwandt in einer Halbwelt der fixen Ideen und gemütlichen Urteile. Nicht subtil, sagt die Notiz weiter.
Das Fazit auf der Rückseite: eine Surferin, die 2 Nächte lang geduldet und mit einem "take care" verabschiedet wird.

Knipser

Indeed. Riecht nach Frauenschlüpfer. Wären die Chinesen bis in die Pfalz vorgedrungen gäbe es chinese wine torture. Einzige Sorge: Moleküle dieses Suds in der Mundhöhle kleben zu haben. Wird mit Essig ausgespült.
Preisgekrönt: Der Hansa-Rostock-Abstiegswein.


Bodegas San Gines - Ribera del Júcar

Almudes Tradición Júcar 2006 trocken. Ein Verschnitt. Tempranillo, Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah und wohl auch etwas Friteusenfett. Metallisch. Als hätte man ihn in Alufolie gewickelt und auf dem Fischmarkt verkauft. Wir jedenfalls werden im Hier und Jetzt keine Freunde. Auch mal stehen lassen wenn man noch 60 andere zur Auswahl hat.
Die Anbieter und Veranstalter hoffentlich in Scham und Sorge ob dieser Klospülung. Man hört sie tuscheln: "Achtung, Herr Wartumjan ist im Haus, waschet die Gläser mit Jungfrauenblut aus."
From Dusk till dawn. Man wartet regelrecht darauf, dass die Sonne versinkt, die Türen zufallen und der Vampir in der Weinbedienung zum Vorschein kommt.

Bodegas Casa - Toro

Gamazo Selección 2008 trocken. Die Rede ist von 35 Jahre alten Reben. Wird als vollmundig angepriesen.
Als würde man Aroma in Wasser lösen. Wie soll man in Ruhe Weine verkosten, wenn alle Frauen in der Runde auf einen starren?
Die nächste Weinverkostung ein Fall für die ganze Familie.
Dieser hier übrigens tröpfchenweise bekömmlich.


Bodegas Luzón - Jumilla

65% Monastrell, 35% Syrah. Von 2008. Laut Begleitheft ausschließlich im Stahltank ausgebaut.
Als würde man einen Appelgriepsch auslutschen. Liegt wie ein Spinnennetz auf der Zunge. Nach dem dritten Schluck ist man zum Handshake bereit. Aber die Gegenwart des biederen Gefieders macht einen noch lange nicht zum Hühnerdieb.

Freitag, 26. März 2010

Playboy

Weine kaufen um sie zu zerreißen. Aus der Pfalz. Von 2007. Oder 08? Oder wie alt ist Rolf Eden? Cabernet Sauvignon. Die hat man aber vorher durch die Nierenschale gezogen.

Was kommt vor schlechten Manieren? Schlechter Geschmack.


Chateau Saint Germain

Von 2007. Das Entkorken eine Hommage an den femininen Muschipups. Sprudel, der sich nach dem Eingießen verzieht. Dezent fruchtig, angenehm zu handhaben. Liegt das jetzt an mir oder am Wein? Der Marquis der Kronzeuge der Weinvernehmung.

"Soll ich mich an alle Kreuze erinnern, auf die ich geschissen hab?"

Nach einer Weile liegt er schwer auf der Zunge. Stark säuerlich. Wird einfach nicht besser. Man läßt ihn atmen, aber er hyperventiliert.

"Ein Stein und Katzenpisse"

Geruch: Abartig. Wenn so die Hölle riecht, müsste man sich das mit den Couchsurferinnen noch mal überlegen. Die Flasche dennoch leer.

"Ich bin in einem Zustand, in dem ohne pikante Geschichte gar nichts mehr
geht."


Erwehrt sich immerhin dämlicher Fotzensprüche ("Ist der rot?"; "Na ja, Wein halt."; "Schmecken alle gleich."; "Nicht so gut wie Bier.").

Man läßt ihn ziehen.

Mittwoch, 3. März 2010

Chianti

Allein der Name. Zwischen Trabi und Bambi. Wen interessiert da noch der Jahrgang. Dieser allenfalls ein besseres Mundwasser. Doc L würde ihn auf einem 12. Geburtstag anpreisen. Ein Blick aufs Cover. "Erinnert an Kleist."
Am nächsten Morgen im Hals ein Kratzen unbekannter Herkunft. Ein Fall für die Eulenapotheke.


Vino Nobile

Di Montepulciano. Poggio Vecchio. Reserva 2006.
Mbillion spricht von "well balanced". Wahrscheinlich zwischen nichtig und abstoßend.
Wurde in der letzten Nacht als einziger verschont. Zeigt sich dafür betont undankbar.
Im Geschmack süß, im Nachgeschmack dreist.
Die Flasche nach NBs Rap Lesson jedenfalls leer, und keiner weiß wieso.


Nickname Bio

Montepulciano d'Abruzzo. Man kommt übers Einschenken nicht hinaus. "I don't smell shit." Könnte auch ein Suga Free track sein.
Prodotto d'Italia. Wir schicken ihn gerne wieder zurück. Das Bio-Schild prangt wie ein Muttermal vom Flaschenhals. Die Ausgießhilfe macht ihn auch nicht ansehnlicher. Kann man unter den Tisch fallen lassen. Aber da liegt ja schon die Michael Jordan Biographie.
"Der Weg zur Toilette ist lang. Und im Internet entsorgen kann man sowas ja noch nicht."
3 geköpfte Weine in einer Stunde.
"Amokiös."

Montag, 1. März 2010

Chateau Villars

Fronsac 2005. Aus Bordeaux. Das wir aber eigentlich in besserer Erinnerung haben.
Muß vom Paten mit dem Todenmannschal auf Magentemperatur gebracht werden.
Ein geschmacklicher Hangover. Primitiver Selbstmord. Wird unbeachtet in der Ecke stehen gelassen.
Man würde nicht mal seine Blumen aus dieser Flasche gießen.
Hängt bei MB als Orakel in der Toilette.


La cuvée mythique

Aus dem Languedoc. Von 2007. Ein angeblich hoher Vogel, den die Winzergesellschaft Les Vignerons de la Méditerranée als "besten Wein, den sie machen können" ausgibt. Sollte das stimmen wollen wir lieber nicht so genau wissen, was die Damen und Herren den ganzen Tag über sonst noch so machen.
Der angehende Önologist Dr. Werner Lambert jedenfalls stellt beim fachmännischen Prüfen der Temperatur fest, dass diese in jedem Fall wohl über dem Gefrierpunkt liegt.
Der Ausschank noch von froher Erwartung begleitet. Diese legt sich bei näherem Kontakt.
Die Flüssigkeit in der Flasche riecht nach Wald. "Schwarz wie die Nacht. Würde man ihn in der Toskana gegen's Licht halten wär's vielleicht was anderes. Aber so ..."
Der Geschmack nicht wirklich auffindbar. Entsetzte Blicke in der Runde. Man will als Gast nicht auf den vielgesurften Boden der 21 spucken. Also spuckt man den Inhalt in den eigenen Magen.
"Bitter und ... gibt's da überhaupt 'n Wort für? [...] Er ist intrigant. [...] Schmeckt nach sauren vergammelten Beeren. [...] Auf Dauer ist das nichts."
Beim angesäuerten Blick auf die Flaschenrückseite stellt man fest: Es fehlen Filet of Beef, Thyme, Lamb chops, cheese or duck. "Aber man kann ja nicht immer ne Ente mit sich rumschleppen wenn man Wein trinkt. Was meinst du wie das MZ dann stinken würde."
Man will ihm eine zweite Chance geben und eine Weile aromatisieren lassen.
" [...] entfaltet seine blüte [...] schmetterling auf hüte".
Doch zur Pilzsuppe wird er vergessen und auch die Eule auf dem Cover schließt langsam ihre Augen.
Man konstatiert: Bitterkeit ist nichts für Spektral.

Donnerstag, 25. Februar 2010

Les Ormes de Cambras, Vin de Pays d'Oc, 2009

Erfreut zunächst den Magen. Kein süßer Schinken und auch ohne fiese Spitzen.
Doch eigentlich kraftlos, dünnlich, blass und im Ganzen schwach auf der Brust verabschiedet er sich mit schlaffer Geste.

Könnte sich seinen Lebensabend insgeheim als Mineralwasser vorstellen.

La Ray, Vino de Mesa, product of spain

"Aggressiv wie Rattengift und stellt dich auf die Probe".

"Palate is silky" - so sicher wie man aus Kot Seife macht: man lasse sich von keinem Etikett der Welt Sand in die Augen sträuen!
Kopflos und großmäulig, ein übelmeinender Pseudo-Nonkonformist mit der Attitüde des Nach mir die Sinnflut, ein rüpelhafter Ignorant des guten Geschmacks, ein Bastard - ein provinzielles Monstrum.
Verbreitet schon nach den ersten Zügen den unwiderstehlichen Charme, als hätte er bereits wochenlang offen rumgestanden.
Man muss annehmen, saurer Regen hätte denen in Spanien die Hänge zerschunden.
Der VdM: ein brutaler Verschnitt von Weinen aus verschiedenen Regionen Spaniens, ohne Aussicht, je über den Tafelwein hinwegzukommen.

Dass muss einem nicht erst gesagt werden, die Sinne haben ihr Urteil längst gefällt.


Dienstag, 23. Februar 2010

Côtes du Rhône, Reserve De L'Abbé, 2008

Süßer Nachhall, weiblich-dominant, aber man selbst bleibt milde; ausserdem eine starke Farbe.
Kaum Einbußen an Frische im Verlauf der Session.
Eine angenehme Bekanntschaft aus Südfrankrreich, der man gerne ein paar freundliche Zeilen schreibt.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Castelinho

Ein Portugiese. Castelinho. 2007. Doch wir beurteilen Weine nicht nach Jahrgang, sondern Todesdatum. 29.01.2010.
Der Werdegang dieses fellows im Nachhinein nicht mehr festzustellen. Ohne siebenarmigen Tintenfisch oder autistische Inselbegabung kann sich ja kein Mensch all diese Weine merken. Plötzlich liegt er in unseren Armen.
Bigger than life, Jedi Mind Tricks und Herbie Hancock.
Ein stolzer Weggefährte. F und Aru am Boden. Der Geschmack nach 2 betrunkenen Stunden nicht mehr zitierbar. Aber es war gut.

Fritz Reuter Witten

Premiere in Bacchus' Garten. Der Fritz-Reuter-Wein. Witten. Getarnt als Rheinhesse. Weiß, aber nicht blaß. Unweit von Großmutters Küche an Land gezogen. Danach 1 1/2 Monate in meinem Fenster gereift. Im Angesicht der Baustelle und Lastenkräne gekippt. Aber in die richtige Richtung. "Der schmeckt nach Kuh" (F). Alles in allem ein strammer Bursche. Vier Trinker sind zuviel für eine Flasche. Verfliesst vor unseren Augen wie sonst nur Zeit. Vielleicht klebt auch ein Stück Heimat am Flaschenboden.


Chateau Ripeau 2006

Grand cru classe Saint-Emilion. Die Notverpflegung für's MZ. Zu später Stunde entkorkt, steht F und mir beim beschissensten Fotzentalk des noch jungen Jahres bei.
Majestätisch beim Einschenken, gänzlich undurchsichtig. Der Flasche läuft eine Träne hinunter. Gut genießbar und bekömmlich, aber mit leicht säuerlichem Stich. Eckt an am Gaumen, Flex is gonna rape the bottle. Überragt die bürgerlichen Gewächse. Auch nicht aus der Puste nachdem man ihn einen Tag atmen ließ. Aru benutzt ihn als Weihwasser - erteilt den Segen an die Kanadierin und wünscht das Türkenpack zurück in die Hölle.
Endlich ein Wein, der hält, was der Preis verspricht.


Montag, 25. Januar 2010

Anarkos

Anarkos 2008. Zu später Stunde aus dem Nightshop. Das Anarchisten-Logo glitzerte so schön. Eine Etage tiefer und man wäre mit einer Lakritzpackung nach Hause gegangen. Ein Seelenverwandter des Rosemount.
Erst im Kerzenlicht stellt sich heraus: Ein Italiener. Aber das ist ja immer so.
In Gegenwart zweier Jungbrüterinnen wird der rote Korken gezogen. "Jetzt hast du mir die Weinrezension versaut, Flex"
Das Gesöff jedenfalls riecht nach römischen Schweißfüßen und spielt Ping-Pong im Rachen. Die rote Socke ist der vierte Wein des Abends und geht wie saurer Regen auf der Zunge nieder. Ein dichter, trüber Schwall, macht eine erneute Zahnreinigung notwendig. Aber was soll auch gutes aus einem Land kommen, das wie ein Stiefel aussieht.


Rosemount 2006

Ein Australier. Der viereckige Boden der Flasche das einzig erwähnenswerte. Smells disgusting and reminds of the clothes of american back packers. Ob down under wirklich die Toilettenspülung anders rum läuft, konnte bisher nur anhand der Simpsons-Episode eindrucksvoll nachgewiesen werden. In jedem Fall läuft dieser Wein eher aus dem Mund heraus als in ihn hinein. Känguruhpisse dürfte mehr Berechtigung in einem Nightshop haben. Der Geschmack das absolute Nichts.
Ein Phantom-Wein. Man stößt mit dem Nichts auf die Welt an.


Montag, 18. Januar 2010

Spätburgunder 2008

Qualitätswein. So steht es auf der Flasche. Als ob Flaschen reden könnten. Ein Rheinhesse von 2008. Halbtrocken. Die andere Hälfte feuchte Fürze.
Die Flasche hört nicht auf und erzählt von Mandelaromen und Gerbstoffen. Doch wir wollen keinen Kuchen backen, sóndern Weine verkosten. Dafür sind wir hier.
Der Rheinhesse fällt hinten runter. Leider in den Rachen.
Die 12% Alkohol machen die Sache auch nicht besser. Nach 3 Sekunden Zuckerstich. Nur mit Crack oder salzigen Crackern genießbar. Verliert das Duell gegen das Mineralwasser aus dem LIDL.
Das Maß ist voll. Das Glas auch noch. Man findet sich mit der roten Gefahr ab und spült mit ihr die Seifenreste vom Rand.
Sich abfinden. Eine üble Sache.


Samstag, 9. Januar 2010

Corsaire vs. Cru Burgeois

Zum ersten Mal eine Doppelrezension in diesen Kreisen. Mehr als nur eine Begutachtung zweier Flascheninhalte wächst die Verkostung dieser beiden Kandidaten fast zu einem Glaubensbekenntnis.
Der wilde Korse gegen die bürgerliche Zucht. Deutlicher könnten die Vorzeichen nicht sein.
Die Konkurrenten im Einzelnen:

Der Corsaire. Weit gereist, viel Sonne und kaktusartige Rauhigkeit mitgebracht. Man schmeckt die Einschußlöcher in den Straßenschildern. Muß auffallen. Als wolle er sagen: 'Ich bin Korse, kein stinkender Frosch vom Festland.' Fängt mit der Zunge Streit an, man verzeiht ihm schnell. Ein ehrlicher Zeitgenosse.

Der Haut Medoc, Cru Bourgeois, von 2005. Weiß anfangs mit seinen oberflächlichen Reizen zu gefallen. Langweilt schnell durch seine Beliebigkeit. Die einen halten ihn für dezent, die anderen für belanglos. In jedem Fall opportunistisch. Gebährt sich großbürgerlich in feiner Weingesellschaft, obwohl seinesgleichen in den Zeiten der Massenkonsumption auch im REWE-Markt zwischen Babybrei und Hundefutter zu finden ist. Zieht sich zurück auf der Zunge. Wird in der Runde als Hochstapler entlarvt.

Fazit: Ein Schauprozeß. Kein Bourgeois kann einem Korsen das Wasser reichen. Geschmack triumphiert über lebende Fragezeichen. In vino veritas.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Wolf

Wolf. Ein 2006er. Cabernet Sauvignon & Merlot. Trocken. So und nicht anders steht's auf der Flasche. Eine Gutsabfüllung. Vom Weingut Wolf. Und hier schließt sich der Kreis wieder.

Am Anfang war die Skepsis. Ein Wein? Aus dem Land der Biertrinker, Politkabarettisten und FDP-Wähler? Rheinland-Pfalz? War das nicht da, wo die so komisch sprechen, geknickt rumlaufen und kein Fußball spielen können?
Nach dem operativen Entfernen des Gummikorkens schlägt aber die geographische Nähe zum Frankenlande durch. In principia ein wenig säuerlich, fast perlig, man hat den Eindruck, er müsse die bösen Geister seiner Herkunft vertreiben und erst mal ankommen in der 101. Läßt man ihn mit O2 reagieren entsteht Süße und legt er sich wie Samt über die Zunge. Der Wolf - er reißt die Lämmchen. Nicht der Wein des Lebens. Aber des Tages. Man geht einen weiten Weg gemeinsam. Von Barbarella über Kurosawa und Miami Vice bis zum Vorhautriß. You'll never walk alone.


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Mittwoch, 16. Dezember 2009

Vin de Pays, Portes de Mediterranee

2008, Frankreich.
Die Information "halbtrocken" am unteren Rand des Etiketts ein Stil-Schnitzer und ausserdem verfehlt. Eher lieblich wie die übereifrige Lolita, die einem an der Schulter hochschnellt wie die Katze den Baum.
So mag sich jedes Kind den Geschmack des überschwappenden Trunkes in den fidel hüpfenden Fässern der Römer vorgestellt haben, trank man sich daraus in alten Asterix Filmen eine rote Nase an.

Freitag, 11. Dezember 2009

Diane de Belgrave

Diane de Belgrave. Haut - Médoc. Vignobles Dourthe.2005

Hören wir zuerst, was die Flasche selbst zu sagen hat: Diane - hunting goddess. Fruchtig und geschmeidig mit vornehmen Tanninen. Delicate woody note.
Bereits der goldene Kragen um den Flaschenhals verheißungsvoll. Läßt sich schwer entfernen, als wolle er sagen: Ich gehöre hier rauf.
Läuft edel aus der Flasche, füllt das Glas mit dezenter Zurückhaltung, kein Blubbern & Ausfluß praecox.
Riecht hölzern. Was nichts Schlechtes heißen muss, schließlich lebt Rumpel ja sein Leben lang in der Tonne.
Im Geschmack dann etwas zu spitz, es mangelt an Tiefe. Man will zwar in den Zeiten der Glückseligkeit weder zu hart ins Gericht gehen noch überhaupt zu Gerichte ziehen.
Allerdings will er nicht so recht warm werden. Vielleicht sitzt der Schock, zu später Stunde vergebens vor's MZ verschleppt worden zu sein, zu tief. Verliert das Synchronschwimmen gegen den spanischen Ziegenkäse.
Aber schluckweise bekömmlich. Man will ein gutes Haar an ihm lassen und findet once again das der Untermieterin. Auf einer Waage würde er wippen.
Ersetzt das Einschlaflied und neutralisiert Kaffe und Cola. Verdunkelt den Urin.

Übrigens sind die Gangster bei Miami Vice immer durch Modesünden gekennzeichnet.

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Montag, 7. Dezember 2009

Chateau de Cahinchon

Chateau de Cahinchon. Côtes de castillon. 2006.
Korken: feste Konsistenz, wollte schnell raus, dezent im Geruch
Geruch: Skepsis. Wo kommt die Süße her? Wenn Weine süß sind wird der Connoceur hellhörig, dünnhäutig und farbenblind.
Optik beim Eingießen: Der erste Schwall zu hell.
Der erste Tropfen vom Finger macht nicht süchtig.

Geschmack: Dünn. Süß, lieblich. Der Nachgeschmack zieht durch die Nase. Wenn man ihn über die Zunge streicht hechelt er hinterher. Ein hochgepitchtes Sample.

Fazit: Ein Wein für Seiltänzer

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Merlot Grand Sud

Vin de Pays d´Oc, 2008.
In der massenkompatiblen 1Liter Flasche erscheint der Merlot als eine Art VW unter den Weinen. Weiß man, dass der Tropfen einen erheblichen Teil seiner Popularität der Tatsache verdankt, dass er innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit zur Reife gebracht wird, verstärkt sich der Eindruck. Der Gedanke an das lange zur Metapher avancierte Fließband drängt sich auf. Unbescheiden tituliert ihn das Etikett als "Rebsorte par excellence" ("star grape"), von der Bekömmlichkeit her wäre er "anschmiegsam und mundig". Lässt man ihn dann allerdings fallen und horcht genauer hin, schmeckt man die Spur von Widerspenstigkeit, die sich nicht mit dem Urteil "säuerlich" bescheiden will, sondern auf Charakter insistiert.
Beim warmen Früstückwird ist auch die 7köpfige Familie zufriedengestellt und bekommt den Hals voll.

Freitag, 4. Dezember 2009

Povardarski

Nomen est Omen. Das Geschenk einer Couchsurferin für 4 Nächte in der 101. 1,29 € aus dem Aldi. Es gibt Weine, die muss man nicht schmecken um sie zu beurteilen. Es gibt Weine, die muss man nicht mal öffnen um sie zu beurteilen. Es gibt Weine, deren Existenz genauso beschämend wie überflüssig in der Beurteilung ist.
Dass es ebenso unnötig wäre, den Jahrgang auf dem Etikett anzugeben haben scheinbar auch die Hersteller verstanden und dafür mit ein paar Stilblüten gewürzt. "Rotwein mit geographischer Herkunft."
Immerhin wurde dem Slalomfahren der Diplomatie bereits bei der Entgegennahme des Geschenks ein abruptes Ende gesetzt mit dem Hinweis, dass die Flasche beim Anzünden des nächsten Lagerfeuers zum Einsatz kommen dürfte.


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Samstag, 28. November 2009

Gallo

Ein Zinfandel "mittleren Körpers" der Gallo Familie, 2006, Kalifornien.
Ja, die dunklen Kirschen und frischen Heidelbeeren taten ihr gutes Werk und ja, er tummelt sich im Garten Bacchus´auf Augenhöhe mit dessen heiter-anmutigen Kindern... Doch rinnt ein Wermutstropfen den Flaschenhals hinunter, der ihn befremdlich entstellt wie die Träne das Clownsgesicht: es ist nicht das zum Ausgleich geneigte Kräftemessen der Süße mit seiner naturgemäßen Herbheit - sondern er ist langweilig! - langweilig bis zur Überflüssigkeit. Wie ein Vorsprechender auf dem Theater, der seine Sache gut macht, sehr ordentlich, dabei allerdings zu spät ist, das heißt man hat sich längst für den Idealtypus entschieden, ist durch diesen Fund seit Minuten visionierend verzückt und bringt dem letzten Monolog des Tages nur noch der Pflichttreue wegen eilfertige Aufmerksamkeit entgegen...
Kurz: kann man trinken.