Montag, 25. Januar 2010

Anarkos

Anarkos 2008. Zu später Stunde aus dem Nightshop. Das Anarchisten-Logo glitzerte so schön. Eine Etage tiefer und man wäre mit einer Lakritzpackung nach Hause gegangen. Ein Seelenverwandter des Rosemount.
Erst im Kerzenlicht stellt sich heraus: Ein Italiener. Aber das ist ja immer so.
In Gegenwart zweier Jungbrüterinnen wird der rote Korken gezogen. "Jetzt hast du mir die Weinrezension versaut, Flex"
Das Gesöff jedenfalls riecht nach römischen Schweißfüßen und spielt Ping-Pong im Rachen. Die rote Socke ist der vierte Wein des Abends und geht wie saurer Regen auf der Zunge nieder. Ein dichter, trüber Schwall, macht eine erneute Zahnreinigung notwendig. Aber was soll auch gutes aus einem Land kommen, das wie ein Stiefel aussieht.


Rosemount 2006

Ein Australier. Der viereckige Boden der Flasche das einzig erwähnenswerte. Smells disgusting and reminds of the clothes of american back packers. Ob down under wirklich die Toilettenspülung anders rum läuft, konnte bisher nur anhand der Simpsons-Episode eindrucksvoll nachgewiesen werden. In jedem Fall läuft dieser Wein eher aus dem Mund heraus als in ihn hinein. Känguruhpisse dürfte mehr Berechtigung in einem Nightshop haben. Der Geschmack das absolute Nichts.
Ein Phantom-Wein. Man stößt mit dem Nichts auf die Welt an.


Montag, 18. Januar 2010

Spätburgunder 2008

Qualitätswein. So steht es auf der Flasche. Als ob Flaschen reden könnten. Ein Rheinhesse von 2008. Halbtrocken. Die andere Hälfte feuchte Fürze.
Die Flasche hört nicht auf und erzählt von Mandelaromen und Gerbstoffen. Doch wir wollen keinen Kuchen backen, sóndern Weine verkosten. Dafür sind wir hier.
Der Rheinhesse fällt hinten runter. Leider in den Rachen.
Die 12% Alkohol machen die Sache auch nicht besser. Nach 3 Sekunden Zuckerstich. Nur mit Crack oder salzigen Crackern genießbar. Verliert das Duell gegen das Mineralwasser aus dem LIDL.
Das Maß ist voll. Das Glas auch noch. Man findet sich mit der roten Gefahr ab und spült mit ihr die Seifenreste vom Rand.
Sich abfinden. Eine üble Sache.


Samstag, 9. Januar 2010

Corsaire vs. Cru Burgeois

Zum ersten Mal eine Doppelrezension in diesen Kreisen. Mehr als nur eine Begutachtung zweier Flascheninhalte wächst die Verkostung dieser beiden Kandidaten fast zu einem Glaubensbekenntnis.
Der wilde Korse gegen die bürgerliche Zucht. Deutlicher könnten die Vorzeichen nicht sein.
Die Konkurrenten im Einzelnen:

Der Corsaire. Weit gereist, viel Sonne und kaktusartige Rauhigkeit mitgebracht. Man schmeckt die Einschußlöcher in den Straßenschildern. Muß auffallen. Als wolle er sagen: 'Ich bin Korse, kein stinkender Frosch vom Festland.' Fängt mit der Zunge Streit an, man verzeiht ihm schnell. Ein ehrlicher Zeitgenosse.

Der Haut Medoc, Cru Bourgeois, von 2005. Weiß anfangs mit seinen oberflächlichen Reizen zu gefallen. Langweilt schnell durch seine Beliebigkeit. Die einen halten ihn für dezent, die anderen für belanglos. In jedem Fall opportunistisch. Gebährt sich großbürgerlich in feiner Weingesellschaft, obwohl seinesgleichen in den Zeiten der Massenkonsumption auch im REWE-Markt zwischen Babybrei und Hundefutter zu finden ist. Zieht sich zurück auf der Zunge. Wird in der Runde als Hochstapler entlarvt.

Fazit: Ein Schauprozeß. Kein Bourgeois kann einem Korsen das Wasser reichen. Geschmack triumphiert über lebende Fragezeichen. In vino veritas.