Samstag, 28. November 2009

Gallo

Ein Zinfandel "mittleren Körpers" der Gallo Familie, 2006, Kalifornien.
Ja, die dunklen Kirschen und frischen Heidelbeeren taten ihr gutes Werk und ja, er tummelt sich im Garten Bacchus´auf Augenhöhe mit dessen heiter-anmutigen Kindern... Doch rinnt ein Wermutstropfen den Flaschenhals hinunter, der ihn befremdlich entstellt wie die Träne das Clownsgesicht: es ist nicht das zum Ausgleich geneigte Kräftemessen der Süße mit seiner naturgemäßen Herbheit - sondern er ist langweilig! - langweilig bis zur Überflüssigkeit. Wie ein Vorsprechender auf dem Theater, der seine Sache gut macht, sehr ordentlich, dabei allerdings zu spät ist, das heißt man hat sich längst für den Idealtypus entschieden, ist durch diesen Fund seit Minuten visionierend verzückt und bringt dem letzten Monolog des Tages nur noch der Pflichttreue wegen eilfertige Aufmerksamkeit entgegen...
Kurz: kann man trinken.

Sonntag, 22. November 2009

Los Royales Cariñena Tempranillo Reserva 2005

Sein oder nicht sein.

Brody stellt die entscheidende Frage, als die Flaschen noch verschlossen, der Korken noch jungfräulich und die Zunge unbefleckt ist: "Trinkt ihr den oder kotzt ihr den aus?"
Weder noch, für Aldi-Weine reicht der bloße Geruch. Der Korken jedenfalls scheint aus gebrauchten Tampons gepresst, das flüssige Etwas in der Flasche dem Abwasser einer Gummifabrik zu entstammen.

Image Hosted by ImageShack.us

Côtes de Castillon

Aus Bordeaux. Chateau la Rode. Von 2004. Beim ersten Schluck stellt sich die Frage, was der Wein die letzten 5 Jahre gemacht hat. Als würde Bacchus den Rachen mit einem Schneebesen auskratzen. "Wo bleibt denn da der Geschmack?" - spricht Flex und nimmt einen Schluck Tuborg aus der Plastikflasche.
Aus dem Glas spricht Bitterkeit, man fühlt Fischschuppen auf der Zunge. Wässrich in der Mundhöhle, amöboid im Magen, pietätlos im Enddarm.

Die Reaktionen im Auditorium:

F: "Er ist kein Arschloch. Man kann ihn trinken."
Brody: "Er spricht nicht unsere Sprache."
F: "Ich stell schon mal die Biere hin."

Zum Abschluss darf ein weiteres unappetitliches Phänomen bestaunt werden: Weinstein.

Endstation: Spüle Harkortstieg.


Image Hosted by ImageShack.us

Donnerstag, 19. November 2009

Château Lebreuilh Bellevue 2008

Zu manchen Weinen gibt es eine Geschichte, während andere einem nur den Weg zu den Rostockern im Bieruversum verstellen.

Dieser jedenfalls geschmacklich bitter, etwas trüb, unrund, als wäre eine Schachtel Reißzwecken mit in das Faß gestampft worden.
Aber Geschmack ist ja bekanntlich nur eine Modalität und ein erwähnenswerter Wein vermag alle Sinne zu berühren.

Unter der Theke hervorgekramt und zu einem abgestandenen China-Reis im Pariser "Palais Dragon Royal" eingekippt. In Gläser, in denen Seifenblasen Ballett tanzen und Spülwasser den Boden bedeckt. Alles unter den wachsamen Augen des an der Wand thronenden
UNICEF-Botschafters Jackie Chan.
In der Ecke ein Franzose mit Schnauzbart, der zu der Sisyphos-Arbeit des Trinkens eines sich stets füllenden Whiskeyglases einen Stapel Zeitschriften durchblättert. Sein Hund jedenfalls stellt sich vor meinem Tisch mehrfach auf die Hinterbeine und klatscht in die Pfoten um so ein wenig Hühnerfleisch von meinem Teller zu erbetteln.
Man spült mit Litschisaft nach und bekommt zur Strafe eine blaue Schachtel vor die Nase gesetzt mit der Aufforderung: In 10 Minuten lösen. "Magic Triangle", ein Puzzle von erlesener Güte. Die Hinterteile und Oberkörper kleiner Tiger und Katzen wollen in der richtigen Reihenfolge zusammengebracht werden.
Nicht eine Weinflasche dauert die Geduld des Herrn Schan, dann begibt man sich in eine bequemere Position auf dem Hotelbett und schlürft den roten Rest aus Zahnputzbechern zu französischer Liebe und französischem Länderspiel.

Am Ende tauscht man jedoch gern einen Becher Wein gegen eine Mütze Schlaf.


Image Hosted by ImageShack.us

Montag, 16. November 2009

Le Marquis

Le Marquis. Aus L'Etang-Vergi, Cote d'Or. Von 06. Mild, unaufdringlich mit scheuer Süße. Den Klang der Trauben vernehmen, die Trauben sprechen lassen, Reben sind die Lippen der Hänge.

Freitag, 13. November 2009

Les Granges de Rothschild 2005

Der Name Bordeaux lässt aufhorchen. Erinnerungen nicht nur an das Weinregal im Supermarkt und den Kulturaustausch vor der Kühltruhe. Eine fruchtige Breite, die sich unaufhörlich über den Gaumen legt. Geschmacklich den Körpersäften sehr nahe, am besten zu genießen zu herbem Käse und nackten Frauenbeinen.

Image Hosted by ImageShack.us

Donnerstag, 12. November 2009

Marcus

Ein 2000er aus Frankreich. Verwandelt ein Bahnabteil nicht gerade in einen großherrschaftlichen Salon, aber erzeugt Wohlwollen durch seine bekömmliche Allerwelts-Süße. Schüttet man ihn allerdings rein wie Mundwasser, breitet sich ein kräftig-herber Geschmack im Rachen aus, der die Fruchtigkeit gewaltsam unterjocht.
Fazit: stille Weine sind tief.